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Kirchenführungen für Hochbetagte und Menschen mit Demenz

Faszination Kirche.

Mit allen Sinnen erinnern.

 

So nennen sich die Kirchenführungen zu denen Menschen mit Demenz (und ihre Begleitpersonen) herzlich eingeladen sind. Anita Ohneberg, langjährige Kulturarbeiterin im Seniorenbereich, hat die Idee für dieses Projekt in unser Land getragen und ins Leben gerufen. Die katholische Kirche Vorarlberg und die „Aktion Demenz“ wirken unterstützend mit.

Ein paar Sichtweisen, Beobachtungen und Erfahrungen zum Themenkreis „Kirchen(raum) – religiöser Glaube – Menschen mit Demenz“ möchte ich anführen:

  • Katholische Kirchen sind von ihrem theologischen Sinn her überzeitliche Erinnerungs- und zugleich auch Erlebnisräume. Im Gottesdienst wird das Wort Gottes gehört und an die Heilstaten des himmlischen Vaters erinnert. Zugleich feiern die Versammelten ein gemeinsames Mahl bei dem nach katholischer Überzeugung Gott gegenwärtig ist.

Das Vergangene und das Jetzige, die Erinnerung und das aktuelle Tun verbinden sich zu einem Beziehungsgeschehen. Der Zeit enthobene Rituale wirken unterstützend. Es gibt wohl nur wenige Orte, die von ihrer prinzipiellen Grundkonzeption und Nutzung her so gut geeignet sind für eine ganzheitliche kulturelle Arbeit mit Menschen mit Demenz wie Kirchenräume.

  • Eine Demenzerkrankung stellt ganz prinzipiell die Frage nach der Würde, Autonomie und Identität des Menschen. In der christlichen Tradition ist die Idee der Menschenwürde mit der Gottebenbildlichkeit des Menschen eng verknüpft. Jede Person, egal in welchem Zustand sie sein mag, besitzt vor und durch Gott eine unverlierbare Würde. Zu dieser Würde gehört es, Bedürfnisse anzuerkennen und als Teil der Autonomie zu achten.

Zum menschlichen Verlangen kann die Teilhabe an Kultur und Spiritualität gehören.

Kirchenführungen als freiwilliges Angebot können ein Beitrag dazu sein.

  • Ich selbst durfte schon bei Kirchenführungen dabei sein, die Anita Ohneberg für Menschen mit Demenz angeboten hat. Wer sich darunter eine klassische Führung mit klar definierten Rollen zwischen der „allwissenden“ Sprecherin und stummen Zuhörern erwartet, liegt grundfalsch. Zahlen, Daten, Stil- und Kirchengeschichte kommen kaum zur Sprache. Das Angebot zum dialogischen Erschließen, das (Be-)Achten des Anderen und seiner Lebenserfahrungen steht im Mittelpunkt. So kann eine Kirchenführung eine Form von Beziehungsarbeit sein: Beziehung zwischen den Beteiligten, Beziehung zwischen dem Kirchenraum und den Menschen.

Es ist immer wieder eine berührende Erfahrung, wenn bei diesen speziellen Führungen nicht nur der Raum als solcher zum Sprechen gebracht wird, sondern auch die Teilnehmer. Beispielsweise vor einer Marienstatue oder einem Antoniusbild beginnen plötzlich Erinnerungen lebendig zu werden und tiefliegende Grundhaltungen des Mensch-seins wie z.B. Hoffnung, Vertrauen, Dankbarkeit … werden spürbar.

  • Kirchenführungen (gleiches gilt auch für Kapellen oder gar nur einen Bildstock oder Wegkreuz) können Angebote sein, den Alltag zu unterbrechen, Räume zum Erinnern und Erleben zu schaffen und vielleicht auch bei einigen Betreuten in Pflegeeinrichtungen ein wenig heimatlich vertrauten „Kirchen-Duft“ zu schnuppern.

In einem Workshop im April haben sich einige Interessierte mit dem dialogischen Konzept der Kirchenführungen für Menschen mit Demenz vertraut gemacht. Weitere sind herzlich willkommen.

Wer Interesse an einer solchen Kirchenführung oder einem Ausbildungsworkshop hat, kann gerne mit folgenden Personen Kontakt aufnehmen:

Anita Ohneberg: a.ohneberg@seni-memo.at; 0699 19572503

Othmar Lässer, Diözesankonservator: othmar.laesser@kath-kirche-vorarlberg.at; 0676 83240 1302

Nächste Termine für Kirchenführungen für Menschen mit Demenz:

7.7. und 19.8. jeweils 14Uhr Pfarrkirche Hard (Anmeldung: Anita Ohneberg, T 0699 19572503)

 


Archiv:

 

Menschen mit Demenz sind dabei, sich zu verlieren. Durch ihr Vergessen haben sie sehr zu kämpfen mit ihrer eigenen Identität und ihrem Selbst. Glaube und Religion kann auch hier eine wichtige Ressource sein. Wenn sich Personen mit Demenz verlieren,kann der Besuch einer Kirche-eines Gotteshauses eine große Hilfe sein. Für religiöe Menschen, die von Kindheit an religiös erzogen wurden und ein Leben lang eine religiöse Praxis gelebt haben, kann der Besuch einer Kirche eine identitätsstiftende Intervention sein.Es ist eine dialogische Führung unter einbeziehen aller Sinne.Die Teilnehmer bringen ihr Wissen und ihre Erinnerungen ein.