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Lebenselexir Theaterspiel

„Mit deiner Hilfe, Ramona, haben wir gesiegt!“ Diese bewegenden Worte stehen auf einem Dankeskärtchen, das die Gruppe Farbakrobaten, zum Großteil demenzerkrankte Menschen des Sozialzentrums Weidach, nach der Premiere ihres Stückes „Mine Hoamat“ ihrer Leiterin Ramona Müller überreichte. Und Leo G., Mitglied der Gruppe, meinte anschließend: „Jetzt habe ich endlich meine Geschichte (Anmerk.: eine schwere Kindheit) verarbeitet und zu einem guten Abschluss gebracht.“ Ein schönes Beispiel von ganz vielen!

Unter dem Leitsatz „Seniorentheater hält fit und gesund, Seniorentheater stärkt und bestärkt“ bemüht sich der Landesverband für Amateurtheater seit über 15 Jahren um das Seniorentheater, veranstaltet Festivals, bietet Aus- und Weiterbildung, Beratung und Unterstützung für Seniorentheaterprojekte.

 

Das Seniorentheaterfestival „mitten drin“, eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Bundesverband für Amateurtheater, fand am 10. Oktober 2015 zum 9. Mal statt. Nach Nenzing, Hard, Feldkirch, Andelsbuch und Bregenz war diesmal Bürs der Ort der Austragung. Das Festival hat sich inzwischen einen sehr guten Namen erarbeitet und so bewerben sich jedes Jahr Seniorentheatergruppen nicht nur aus Vorarlberg sondern auch aus den Bundesländern, aus Wien oder dem deutsprachigen Ausland wie beispielsweise aus Berlin oder Solothurn.

 

Erstmalig hat der Landesverband für Amateurtheater dieses Jahr am 21. Oktober Seniorinnen und Senioren, Angehörige und Freunde, zum Festival „Theater im Pflegeheim“ eingeladen. Im Sozialzentrum Weidach spielten Die Unverwüstlichen (Sozialzentrum Frastanz), Die Farbakrobaten (Sozialzentrum Weidach), Die Herbstzeitlosen (Altenwohnheim Höchst) und Die Agilen (Sozialzentrum Bürs) jeweils Stücke, in denen sie sich mit ihrer eigenen Vergangenheit und Gegenwart auseinandergesetzt habe. Es war eine Freude zu sehen, wozu Seniorinnen und Senioren noch im hohen Alter mit teils geistiger, teils körperlicher Beeinträchtigung fähig sind und mit welcher Freude und welchem Einsatz sie auf der Bühne stehen, in Rollen schlüpfen und Geschichten erzählen.

 

Welche Wirkung das gemeinsame Spiel auf der Bühne hat, ist immer wieder eine unglaubliche und wunderschöne Erfahrung. Der Mut Aufzutreten, der Erfolg, bescheren den Menschen positive Impulse, stärken das Selbstbewusstsein und die Lebensfreude. Theaterspielen in einer Seniorentheatergruppe hat somit eine wesentlich weiter reichende Bedeutung als jene einer Freizeitbeschäftigung; Seniorentheater bietet Problembewältigung, Sinnsuche, soziale Aufgabe und Geborgenheit, es fördert die geistige und körperliche Agilität und verbessert die Lebensqualität im Alter.

Egal ob die Gruppe einen von einem Autor geschriebenen Text erarbeiten oder selbst ein Stück entwickeln, die älteren Menschen schöpfen aus ihrem großen Potential an Lebenserfahrung, sie entwerfen Zukunftsbilder und scheuen auch Tabuthemen nicht. Die ästhetische, kognitive, emotionale und soziale Kompetenz des Menschen wird im ganzheitlichen Prozess des Theaterspielens gefördert und hält die Mitwirkenden buchstäblich „jung“ und in Bewegung. Zudem kann Seniorentheater lebendiger Geschichtsunterricht sein und auch zum besseren Verständnis zwischen den Generationen beitragen.

 

Dank dem Einsatz von einigen unermüdlichen Spielleiterinnen wie Anita Ohneberg, Wolfgang Purtscher oder Herlinde Hummer, geniest Vorarlberg eine sehr lebendige und wachsende Seniorentheaterszene. Zu nennen sind die sogenannten freien Seniorentheatergruppen, die Spielgruppen in einigen Pflegeheimen, sowie zwei Initiativ-Gruppen, die im Auftrag von „Sicheres Vorarlberg“ mit ihren Stücken zum Thema Sturzprophylaxe durchs „Ländle“ touren.

 

Wenn auch Sie oder einer ihrer Angehörigen sich für Seniorentheater interessieren, so informieren Sie sich gerne beim Landesverband für Amateurtheater unter 0660 6566836 oder info@lva-theaterservice.at. Sie sind herzlich willkommen!